Die Herbsttagung des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) stand ganz im Zeichen des veränderten Medienkonsums, den Stärken von Print und den Herausforderungen in der Verlagslogistik. Am 20. und 21. Oktober traf sich die Branche in München, um über Zukunftsmodelle für Anzeigenblätter als lokale Informationsmedien und die Rolle von Print in der digitalisierten Medienlandschaft zu diskutieren. Mit rund 300 Anzeigenblattverlegern, Experten und Multiplikatoren konnte der BVDA eine Rekordbeteiligung bei seiner jährlichen Herbsttagung verzeichnen.

BVDA-Präsident Alexander Lenders eröffnet die Herbsttagung des Verbands in München (Foto: Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter e.V. (BVDA)/Bernd Brundert)

BVDA-Präsident Alexander Lenders eröffnet die Herbsttagung des Verbands in München (Foto: Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter e.V. (BVDA)/Bernd Brundert)

Offline- und Online-Welt werden stärker verknüpft

„Die große Herausforderung ist die Positionierung der Anzeigenblätter im digitalen Wandel“, sagte BVDA-Präsident Alexander Lenders in seiner Eröffnungsrede. Hier arbeiteten die Verlage bereits kontinuierlich an ihren Digital-Strategien und verknüpften zunehmend die Offline- mit der Online-Welt. „Trotz des rasanten Wandels dürfen wir allerdings auch das gedruckte Anzeigenblatt nicht aus den Augen verlieren, dies ist nach wie vor unser Kerngeschäft“, betonte Lenders. „Entscheidend ist, dass die lokalen Wochenblätter für ihr Publikum relevant bleiben und weiter ganz nah bei ihren Lesern sind.“ Um die Verlage bestmöglich zu unterstützen, trage der Verband dem digitalen Transformationsprozess auch durch sein Tagungsprogramm Rechnung, erklärte BVDA-Geschäftsführer Dr. Jörg Eggers. „Die wachsende Teilnehmerzahl zeigt, dass wir mit unserem Angebot einen Nerv treffen.“

Die „kleine Welt“ ist die Stärke der Wochenblätter

Klemens Skibicki, Professor für Economics, Marketing und Marktforschung rief in seinem Vortrag zum Aufbau von Digital-Kompetenz auf und appellierte an die Anzeigenblätter, ihre regionale Stärke in das digital vernetzte Zeitalter zu übertragen. Der prominente Trendforscher Peter Wippermann beleuchtete die Zukunft des Mediennutzungsverhaltens. „Unter der Oberfläche des Digitalen wächst die Sehnsucht nach kleinen Welten – hier liegen die Stärken der Wochenblätter.“ Anzeigenblätter, resümierte der Forscher, versprächen „Digital Detox“, also eine digitale Entgiftung. Unter dem Schlagwort versteht man auch eine Bewegung, die für einen bewussteren Umgang mit dem Smartphone und der Abkehr von permanenter Verfügbarkeit steht.

In weiteren Fachvorträgen sprach der Medienwissenschaftler und Journalist Michael Haller zu den Stärken von Print, während Matthias Tietz, Vizepräsident des Bundesverbands Druck und Medien, auf technische Innovationen im Zeitungsdruck einging. Frank Lasogga, Professor für Marketing und Marktforschung an der Hochschule Fresenius in Köln, gewährte einen Einblick in das Denken und Handeln der Generation Y und daraus resultierenden Gestaltungsspielräumen für mittelständische Unternehmen.

Zustellqualität im Fokus

In begleitenden Workshops wurde unter anderem das entscheidende Thema Logistik in verschiedenen Facetten bearbeitet. Von der Zustellergewinnung über Qualitätsmanagement bis hin zu Optimierungsmöglichkeiten erhielten die Verlage hier Unterstützung, Expertise und neue Ideen. Durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck, die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns und den damit verbundenen Verwaltungsaufwand steht der Vertrieb der Verlage aktuell vor enormen Herausforderungen.

Der BVDA hatte bereits bei seiner Frühjahrstagung 2016 einen Logistik-Schwerpunkt gesetzt und die Reform des Zustellsiegels GDZ „Geprüfte Direktzustellung“ zu GPZ „Geprüfte Prospektzustellung“ auf den Weg gebracht. Auf seiner Herbsttagung stellte der Verband die neue Siegeloptik vor und kündigte eine Kampagne zur Vermarktung des Gütesiegels zum Start des neuen Jahres an. Das GPZ-Siegel, also die geprüfte Prospektzustellung, ist eine Erweiterung: Neben den direktverteilten Prospekten können nun auch Anzeigenblätter und die darin enthaltenen Beilagen gemessen und zertifiziert werden. Mit dem neuen BVDA-Siegel können die Verlage dem Kunden einen messbaren, transparenten und homogenen Nachweis über ihre Zustellqualität liefern. Angesichts der heterogenen Verlagsstrukturen schafft dieses einheitliche Qualitätsversprechen Vertrauen und Sicherheit beim Kunden.